Demontagegerechte Konstruktion.

Damit der gesamte Zyklus eines Produktes in einer KLW funktioniert, ist die demonatgegerechte Konstruktion unverzichtbar. Im RAZ muss das Produkt so wirtschaftlich wie möglich demontiert werden können. Auf den Erfolg dieses Punktes hat der Konstrukteur im gesamten Zyklus den entscheidendsten Einfluss. Einzelne Teile müssen demnach leicht lösbar sein, aber auch der Punkt der Zugänglichkeit spielt eine wichtige Rolle. Bei kompletter Missachtung kann ein Produkt nicht erfolgreich demontiert und damit recycelt werden. Es gilt, die Konstruktion so auszulegen, dass keine Beschädigung an einzelnen Teilen entsteht. Wenn dies nicht vermeidbar ist, sollte sie sich auf Bauteile beschränken, welche nicht die elementare Funktion des Produktes sicherstellen. Außerdem ist die stoffschlüssige Verbindung (Schweißen, Kleben) zu vermeiden – sie ist schwer zu trennen. Vorzuziehen sind formschlüssige Verbindungen. Nieten werden zwar bei der Demontage zerstört, können aber problemlos ersetzt werden. Kraftschlüssige Verbindungen sind in Bezug auf die demontagegerechte Gestaltung mit Abstand die beste Wahl (am besten sind Schrauben mit Muttern). Auch die Entwicklung oder Verwendung von Klett-, Steck- und Schnappverbindungen sowie Spannverschlüssen kann sinnvoll sein. Welche Verbindungsform im jeweiligen Konstruktionsproblem zu wählen ist, muss jedoch von Fall zu Fall entschieden werden. Häufig ist beispielsweise die stoffschlüssige Schweißverbindung aufgrund des optimalsten Kraftflusses am empfehlenswertesten, insbesondere wenn man nach dem Punkt „Einstoffprodukt“ arbeitet, dann ist es nämlich im Ganzen recycelbar und somit der kraftschlüssigen Verbindung vorzuziehen. Allgemein spielt auch die Anzahl und die Anordnung der Baugruppen und der Fügestellen eine wichtige Rolle für die Demontierbarkeit des Endproduktes. Auch die demontagegerechte Konstruktion kann sich in extremer Auslegung nachteilig auf Aspekte, wie die Wichtigkeit der geringen Komplexität, auswirken. Wenn man sich bspw. Gedanken über die Verbindungen einzelner Blechteile innerhalb einer starren Baugruppe macht, ist es in den meisten Fällen sinnvoll eine stoffschlüssige Verbindung, wie das Schweißen, zu wählen. Eine Schraubverbindung würde zwar die Demontageteilquote des Gesamtproduktes verbessern, jedoch sind stoffschlüssige Verbindungen kraftschlüssiger und fester. Zudem sind starre Baugruppen, bspw. Teile der Karrosserie einer Maschine, am seltensten fehleranfällig, sodass der Endverbraucher hier normalerweise sowieso nicht Hand anlegen muss. Durch ausführliches Durchdenken, Abwägen und Priorisieren muss hier ein richtiger Mittelweg gefunden werden.
Ergänzung: Meist wird heutzutage ein einziger Montageplan für das Produkt entwickelt. Dies hat zur Folge, dass es lediglich eine einzige Möglichkeit gibt, in welcher Reihenfolge das Produkt montiert und demontiert werden kann. Aus wirtschaftlicher Sicht ist dies sinnvoll, da darauf in der Konstruktion bereits eingegangen werden kann und so können die Anzahl der Gesamtbauteile und die Komplexität der Gesamtkonstruktion verringert werden. Im Sinne der Nachhaltigkeit und des sozialen Aspektes wäre es, mehrere Montagereihenfolgemöglichkeiten für das Produkt zu entwickeln, um die Demontage zu vereinfachen. So muss, um ein einzelnes Teil (bspw. aufgrund eines Defektes) auszubauen, deutlich weinger demontiert werden. Um hier einen Spagat zwischen den zwei konkurierenden Zielen schlagen zu können, muss der Konstrukteur einen Kompromiss finden, welcher allerdings zu 50 bis 80% zugunsten mehrerer Montagereihenfolgemöglichkeiten geht.

KLW: Kreislaufwirtschaft, RAZ: Rohstoff-Aufbereitungs-Zentrum Quelle: Bachelorarbeit „Richtlinien für eine kreislaufwirtschaftliche Konstruktionstechnik im Haushaltswaschmaschinenbau“, Tobias Nimmerrichter, Technische Hochschule Ingolstadt, Juli 2024.